Gestörte Lieferketten – Ursachen und Auswirkungen

Lange Lieferzeiten, leere Regalplätze, fehlende Rohstoffe und explodierende Transportkosten sind vorherrschende Themen in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Vor diesem Hintergrund referierte Herr Claas Oetzel, Prokurist und Bereichsleiter Beschaffung, Qualitäts- und Projektmanagement bei GEFU am 29.09.2021 vor 80 Schülerinnen und Schüler der Berufsschulbildungsgänge Industrie, Groß- und Außenhandel und Einzelhandel in der Aula des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs.

Eindrucksvoll schilderte Herr Oetzel die Situation des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Von einem auf den anderen Tag brach mit Schließung des Einzelhandels der Absatz des Unternehmens fast vollständig zusammen. Zudem entstanden enorme Kosten durch Auslagerung der Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das Homeoffice. Um nicht in finanzielle Schieflage zu geraten, mussten unweigerlich die georderten und vorfinanzierten Waren in China storniert werden. Die Menschen waren zu dieser Zeit fast ausschließlich zu Hause und begannen mit Renovierungsarbeiten und oder richteten sich -gerade auch im Küchenbereich- neu ein. Durch abgesagte Urlaubsreisen und eingeschränkte kulturelle und gastronomische Angebote eingespartes Geld wurde fast vollständig in den privaten Konsum umgelenkt. So entstand eine „Bedarfsexplosion“, die sich über den Online-Handel bereits abzeichnete und mit Wiedereröffnung des stationären Einzelhandels seinen Höhepunkt erreichte.

Gewinner dieser Zeit waren die Anbieter mit großen Lagerbeständen, aber auch diese gingen schnell zu Neige. Im weiteren Verlauf dieser Kausalkette entstand bei den Unternehmen ein großer Primärbedarf der sich jetzt nicht mehr so spontan bedienen ließ. Aufträge waren storniert worden, Lieferzeiten aus Fernost verlängerten sich von ca. 6 Monaten auf bis zu 10 Monate und letztlich kam es zu einer Knappheit an Frachtraum durch fehlende Container. So stiegt beispielsweise der Frachtpreis eines 20-Fuß-Containers von China nach Europa von vormals ca. 400 € auf aktuell bis zu 10.000,00 € und er wird weiter angefeuert von kaum vorhandenen Passagierflügen auf dieser Strecke, die im Normalfall auch Luftfracht transportierten. Klar ist, dass eine Verfünfundzwanzigfachung des Frachtpreises zum Teil zu erheblichen Preissteigerungen der Produkte beim Konsumenten führen, so, wie wir es in diesen Tagen auch in vielen Bereichen erkennen können.

In den einleitenden Worten stellte Herr Oetzel zunächst das Unternehmen GEFU vor. Hierbei handelt es sich um ein mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen aus Eslohe im Sauerland, welches allerlei Haushaltshelfer im Sortiment hat. Von der Reibe bis zum Pizzaschneider, vom Dosenöffner bis Schneidemesser bietet GEFU hochwertige Erzeugnisse für den Konsumgütermarkt und vertreibt diese über den stationären Einzelhandel, Möbelhäuser und den eigenen Webshop. Das wohl bekannteste Produkt ist die über Generationen bekannte, handbetriebene Passiermaschine „Flotte Lotte“. Am Standort Eslohe arbeiten im futuristischen Neubau etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Logistik. Produziert wird bei ausgewählten und auditierten Unternehmen in Asien, bevor die Ware dann auf dem Seeweg nach Deutschland kommt.

Nach Einschätzung des Experten Herrn Oetzel wird diese überhitzte Situation noch weit bis in das nächste Jahr anhalten, ehe sich eine gewisse Normalität wieder einpendeln wird. Für die Schülerinnen und Schüler  der verschiedenen Bildungsgänge war dieser fesselnde Vortrag ein guter Einblick in die Praxis, um die aktuellen Entwicklungen und Geschehnisse in der eigene Berufs- und Lebenswelt einordnen zu können.

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Oetzel für die Bereitschaft uns die Problematik rund um die gestörten Lieferketten näher zu bringen.

Text und Bild: GMH