Bilder: Thomas Weinstock/ Kreis Soest, Text: Kreis Soest
Schüler fordern „Respekt“ für damals wie heute
Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit im Foyer des Kreishauses
Kreis Soest. Hunderttausende DDR-Bürger skandierten 1989 Woche für Woche: "Wir sind das Volk!" Dieser Leitspruch wurde zum Synonym für die friedliche Revolution, die vor 30 Jahren zum Fall der Mauer und schließlich zur Wiedervereinigung führte. Welche Gefühle haben Jugendliche, die nicht Zeitzeugen waren, wenn sie sich heute mit Mauerfall und Wiedervereinigung beschäftigen? Das schilderten während der Feierstunde zum Einheitstag im Kreishaus Schülerinnen und Schüler des Hubertus-Schwartz-Berufskollegs.
Die gemeinsame Feierstunde des Kreises Soest und des Internationalen Garnisonsclubs Soest (IGCS) zum Tag der Deutschen Einheit fand zum zwölften Mal statt. „Wir würdigen heute den Mut und Freiheitswillen der Ostdeutschen und lassen dabei junge Menschen sprechen. Es ist uns wichtig zu hören, was sie empfinden und wie sie denken“, betonte Landrätin Eva Irrgang vor 150 Gästen. Im Mittelpunkt der Feierstunde stünden in diesem Jahr die Erinnerung an den Mauerfall vor 30 Jahren und die Macht der Gefühle damals, heute und in den vergangenen 100 Jahren. Die Landrätin verwies auf die Plakatausstellung „Die Macht der Gefühle. Deutschland 1919 bis 2019“, die mit der Feierstunde eröffnet wurde und bis Ende Oktober im Kreishaus-Foyer zu sehen ist. Die Präsentation der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nimmt heutige Erscheinungsformen von 20 Gefühlen zum Ausgangspunkt und zeigt deren historische Entwicklung im 20. Jahrhundert auf.
Acht Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des dreijährigen Bildungsgangs zum staatlich geprüften Fremdsprachenassistenten hatten sich im Politikunterricht und in der Freizeit unter Anleitung von Oberstudienrat Dr. Markus Schröder, Fachvorsitzender für Politik und Geschichte, auf Basis von vier Plakaten der Ausstellung mit der Wiedervereinigung beschäftigt. Beispielhaft griffen die Schülerinnen und Schüler die vier Gefühle „Trauer“, „Hoffnung“, „Wut“ und „Solidarität“ auf und verknüpften sie mit den historischen Begebenheiten, stellten aber auch Bezüge zur heutigen Fridays-for-Future-Bewegung her. Ein fünftes Plakat gestalteten sie selbst, weil sie fanden, dass ein Gefühl fehle, aber sehr wichtig sei: „Respekt“. So forderten sie „Respekt“ für die Demonstranten und die Akteure der friedlichen Revolution vor 30 Jahren ein, aber auch für die jungen Klimaschutz-Aktivisten, die heute auf die Straße gehen. Es wirkten mit die Schülerinnen und Schüler Emily Bödecker, Emely Krahn, Olivia Petri, Alina Sovar, Fabian Kersting, Ana Moreira und Lukas Schöber. An der Vorbereitung beteiligt war auch Rebecca Buchmann. Wegen eines Auslandspraktikums war sie verhindert.
Auch der IGCS-Vorsitzende Dirk Pälmer, Oberst der Reserve, ließ die Geschichte der vergangenen hundert Jahre unter dem Aspekt der Gefühle Revue passieren. Besonders erinnerte er in seinem Grußwort aber an die Szene auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag am 30 .September 1989: „Was waren das für Glücksgefühle, als der damalige Außenminister Genscher den wartenden DDR-Bürgern mitteilte, dass ihre Ausreise möglich sei.“
Durch die Feierstunde führte Moderator Fregattenkapitän der Reserve Jochen Siering. Den musikalischen Rahmen gestaltete einmal mehr das Salonorchester Arnsberg unter der Leitung von Hans Dörner.